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  • Autorenbildisa belle

Untaten an Pferden

Aktualisiert: 3. Dez. 2023

Merke ich, wenn ich mein Pferd quäle?



wie spreche ich mit meinem Pferd?

Wenn ich mein Pferd auffordere, etwas zu tun, erzeuge ich Druck. Wenn ich es frage, etwas zu tun, erzeuge ich weniger, aber immer noch Druck. Wenn ich es bitte, etwas zu tun, ist der Druck minimal, aber immer noch spürbar. Wie sich Druck anfühlt, merke ich am ehesten, wenn ich ihn einmal ganz weglasse. Wenn ich zu meinem Pferd gehe und mich in seiner Nähe aufhalte, ohne irgendetwas von ihm zu wollen. Wenn ich mein Pferd auf einer großen Weide antreffe, merke ich ebenfalls schnell, ob mein Pferd meine Gegenwart und Nähe mag oder ob es befürchtet, dass ich gleich etwas von ihm will (aufhalftern, mir folgen, zur Seite treten, sich anfassen lassen). Es spürt meinen Willen und dass ich irgendwie Druck ausübe und wird mir sehr direkt zeigen, ob ich das angemessen und fair mache oder nicht.


Druck permanent einsetzen

Wann fordere ich etwas von meinem Pferd? Wie oft fordere ich etwas? Und gebe ich ihm zwischendurch als Belohnung Pausen ohne jeglichen Druck?

Bemerke ich den Widerspruch meines Pferdes? Da es nicht sprechen kann, zeigt es diesen von subtil bis ausdrucksstark. Nehme ich seinen Ausdruck ernst?

Etwas zu fordern, ist Druck auf mein Pferd ausüben, um zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe. Vielleicht setze ich meine Forderung auch prinzipiell durch, weil ich meine Führung und Dominenz klarstellen will. Die Frage ist, wie fühlt sich mein Pferd, wenn es spürt, dass ich meinen Willen immer mit Druck durchsetze und es sich immer fügen muss?


mein Pferd zu etwas zwingen

Egal, ob ich mich durchsetze, obwohl mein Pferd eindeutig Angst zeigt oder ob es sich deutlich widersetzt, es ist falsch. Wenn mein Pferd sich wehrt, hat es einen guten Grund. Wieso nehme ich es nicht ernst? Wieso stehe ich über ihm? Wieso antworte ich meinem Pferd nicht mit Verständins und Mitgefühl und suche kreativ neue Wege, um meine Ziele zu erreichen? Weil ich keine anderen Wege kenne? Weil ich mich nicht hilflos fühlen will? Weil ich mir keine Hilfe von jemand anderem suchen will, weil ich mich sonst schwach fühle?

Wie sollen wir eine gute Pferd-Mensch-Beziehung hinkriegen, wenn ich mein Pferd zu etwas zwinge, dass es nicht will?


Werkzeuge für Untaten

Ausbinder zu verwenden, zwingt mein Pferd zu einer tiefen Kopfhaltung - dies kann zu psychischen Schäden, zu Muskelverkrampfungen und klaustrophobischen Ängsten führen.


Die Gerte als Waffe zu benutzen, mit der ich mich mit Gewalt gegen mein Pferd durchsetze. Wenn ich sie allerdings als meine Armverlängerung benutze, um mein Pferd aus jeder Position heraus berühren zu können und feine Reaktionen zu lehren, ist die Gerte ein wertvolles und freundliches Hilfsmittel.


Sporen und scharfe Gebisse zu benutzen, kann Verletzungen nicht ausschließen und wird meist eingesetzt, wenn das Pferd auf leichten Druck nicht fein reagiert - wenn ihm also harter Druck angedroht werden muss, dass es leicht nachgibt. Dies spricht nicht für eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit.


Das Pferd eng anzubinden und festzuhalten obwohl es weg will, ist ebenfalls Nötigung. Wenn ich es nicht schaffe, es zu lehren, Druck vertrauensvoll nachzugeben und sich zu entspannen, darf ich es nicht gegen seinen Willen fixieren.


Sich beim Reiten nicht der Bewegung des Pferdes anzupassen, sondern mit seinem Sitz und der eigenen Bewegung zu stören und zu schmerzen, ist qualvoll für das Pferd. Wieso sollte es mich da tragen wollen? Dazu zählen nicht passende, drückende und schmerzende Sättel.


Liebe geht durch den Magen

Das domnestizierte Pferd kann seinen Futter- und Gesundheitszustand nicht selbst verantworten. Ich bin es, der das Verhalten, die Konstitution und Haltung meines Pferdes bestimmt und daher darauf achten sollte, dass es gesund, zufrieden und schlank zugleich ist.

Heutzutage gibt es viel zu viele zu dicke Pferde. Ich meine es bestimmt gut, wenn ich mein Pferd extra füttere, weil es mich dann mag, es sich halt zu wenig bewegt, Heu nur anzugucken braucht, um Fett zu werden, es ja gar nicht fett, sondern nur stämmig ist.

Ein gesundes Pferd ist ein schlankes, aber nicht dürres Pferd, dessen Gesundheitszustand und Futter vom Besitzer überwacht wird. Übergewicht führt zu vielerlei Erkrankungen und Bewegungsunlust. Ein zufriedenes Pferd ist ein sattes Pferd mit ausreichend Bewegung und Pferdefreunden.


das Pferd als Sportgerät

Weil mein Pferd vielleicht zu dick ist oder ich bestimmte sportliche Leistungen erreichen will, stresse ich mein Pferd mit zu vielen und zu langen Trainingseinheiten, die sich ewig wiederholen. Was ist mit der Motivation und der Freude des Pferdes an der Arbeit? Was ist mit einer sanften Einführung in Trainingseinheiten, damit es sie besser versteht? Was wäre, wenn wir seinen Ausdruck ernst nehmen und das Training mit (für das Pferd) schönen Motivationsmomenten kombinieren würden?


jeder braucht Freunde

Pferdebesitzer wechseln immer wieder den Stall ihres Pferdes, weil sich ihre Lebensumstände ändern, sie wegen Arbeit oder Partnern umziehen oder aus vielen anderen Gründen. Oder sie suchen wegen der Gesundheit des Pferdes immer wieder einen neuen Stall. Die körperliche Gesundheit des Pferdes ist natürlich wichtig, nur wenn mein Pferd sich in einem Stall, in einer Herde wohlfühlt und Freunde gefunden hat, kann es brutal sein, es immer wieder umzusiedeln, weil der Kampf in eine neue Herde und irgendwann Freunde zu gewinnen, extrem anstrengend und belastend ist. Von Bedeutung ist, dass das Pferd nicht freiwillig umzieht, sondern sich den Entscheidungen seines Besitzers immer fügen muss.


wenn ich das Pferd wäre

Behandle dein Pferd so wie du selbst behandelt werden willst. Es hilft, sich vorzustellen, selbst das Pferd zu sein und wie sich das anfühlen würde. Wie wünsche ich mir, behandelt zu werden? Das verändert vieles.

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