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Pferden begegnen

  • Autorenbild: isa belle
    isa belle
  • 19. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Der Kontakt mit dem Pferd als therapeutische Intervention -


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was ist daran therapeutisch?

Es geht darum, die Ursprünglichkeit des schlichten, natürlichen Daseins zu spüren und in echten Kontakt mit einem Gegenüber zu treten. Ich erlebe dabei:

wie sehr ich mich spüre,

wie ich agiere und reagiere,

wie stark ich mich ausdrücke,

wie sehr ich mit einem anderen Wesen mitfühle,

wie überzeugend ich bin,

wie ich mit Körperlichkeit kommuniziere,

ob ich vertrauenswürdig bin.


warum das Pferd?

 

Pferde sind Wahrnehmungskünstler: sie sehen besser, hören besser, "lesen" Gerüche besser, sind stärker und schneller und fühlen intensiver. Wenn ich es mit einem Pferd aufnehmen möchte, muss ich meinen Verstand, aber vor allem meine Intuition einsetzen. Und ich sollte mich darin üben, meine Wahrnehmung und Achtsamkeit zu trainieren, denn sonst reagiert das Pferd immer bevor ich es tue - dann führe ich nicht.

 

Übung 1: Fokus auf deine Ursprünglichkeit

Du stehst an einem ungestörten Ort und wirst angeleitet, dich auf deine Sinne zu fokussieren. Du atmest, siehst und riechst, hörst und nimmst deine Gefühle wahr. Du stehst inmitten einer Umwelt, die es wahrzunehmen gilt, um deine Situation einzuschätzen: Größe, Abstände, Fluchtmöglichkeiten, Bodenbeschaffenheit, Luftfeuchtigkeit, Wärme oder Kälte und deine Gegenwart im Raum. Du darfst dich bewegen, um alles zu überprüfen.

Dann richtest du den Fokus auf das WIR. Der Abstand zwischen dir und einem anderen Lebewesen wie der Beraterin. Ihre Haltung, Energie und Richtung sind wichtige Anhaltspunkte, um sich ohne Worte zu verständigen. Wenn ich ihren emotionalen Ausdruck wahrnehmen kann, kann ich mitschwingen und werde ein Teil von uns Zwei.

Wenn du deine Achtsamkeit gleichsam auf die Umwelt, dich selbst und dein Gegenüber richtest, spürst du so umfassend wie ein Tier - erlebst deine Ursprünglichkeit.


Präsenz: die Fähigkeit mitzuschwingen

 

Wenn ich mein "Sein" im Raum spüre, können das auch Anwesende spüren. Sie spüren meine Präsenz, je mehr Energie von mir abstrahlt. Damit ist nicht nur die physische Energie gemeint, die das magnetische Herzfeld, dein Pulsschlag oder deine Muskelspannung erzeugen, sondern auch die Energie, die ein fokussierter Geist erzeugt und noch mehr die Energie, die eine erfüllte Seele ausstrahlt. Wenn ich also von etwas sehr bewegt und erfüllt bin, mich mit Hingabe darauf einlasse, schwinge ich stark mit etwas oder jemandem mit und erfülle den Raum mit meiner Präsenz. Diese brauchen wir für die Begegnung mit dem Pferd.


du stehst vor einem Pferd

  

Übung 2: die Begegnung

Zunächst möchte ich von dir wissen: Was ist das für ein Pferd? Beobachte es und nehme wahr, was es ausstrahlt, wie es ihm geht, welche Energie es momentan hat, welche Haltung und welchen Ausdruck? Du machst eine erste Charakteraufnahme von diesem Pferd, genauso wie du dich selbst einzuschätzen versuchst. Und du prüfst: Passen wir momentan zusammen oder müssen wir Gegensätze überwinden? Welches ist die Ausgangslage von uns zwei Individuen und wie kann ich mich auf mein Gegenüber einstellen? Da ich mitfühlend agieren will, ist die Achtsamkeit auf den Gemütszustandes des Pferdes der Schlüssel zu unserer Verbundenheit.


spiel das Herdenspiel

 

Du und das Pferd, ihr seid in einem Raum, ihr seid in diesem Moment eine Herde. Wer von euch beiden den Raum einnimmt und den anderen von seinem Platz verscheucht, ist der Anführer. Du hast das Recht, das Pferd wegzuschicken oder auch seine Bewegung zu stoppen und einzuengen, wenn du seinen Bewegungsraum begrenzen willst, um deinen Raum zu sichern. Du gehts dabei immer freundlich vor, bist sehr achtsam und mitfühlend. Du achtest bei deinem dominanten Verhalten auf deine souveräne Absicht und auf eurer beider Kontaktbereitschaft. Du willst dem Pferd zwei Dinge vermitteln: deine natürliche machtvolle Position sowie deine liebevolle Fürsorge. Die anspruchsvolle Rolle des Herdenführers bedarf einer Haltung, die Eigenschaften in sich vereint wie:

höchste Wachsamkeit,

Friedfertigkeit,

klare bewusste Körpersprache,

Bescheidenheit,

Macht,

Präsenz,

Mitgefühl.

Es folgt ein "Gespräch" zwischen Pferd und Mensch, das auf Annäherung und Rückzug, Dominanz und Zulassen aufgebaut ist und durch die gemeinsame Bewegung Verbundenheit schafft.

 

Übung 3: Führung anbieten

Sobald das Pferd meine faire Dominanz akzeptiert und mir vertraut, wird es gerne zu mir kommen. Es wird nicht zu nah kommen und auch nicht über mich drüberlaufen, weil ich der oder die Dominantere bin. Aber es wird meine Nähe suchen, die Sicherheit und Zuwendung verspricht, und es wird meiner Bewegung folgen. Nun kann ich meine offene Hand als Führung benutzen und mit der gemeinsamen Aktivität beginnen. Wie stark unsere Verbundenheit ist, zeigt, ob die Führung zwischendurch abreißt. Wenn das passiert, kehre ich zu Übung 2 zurück.


wozu braucht es Führung?

 

Wieso gehen mein Pferd und ich nicht demokratisch und gleichberechtigt miteinander spazieren? Weil wir aus der Perspektive des Pferdes eine Herde sind, also eine zusammenlebende Tiergruppe, die einer hierarchischen Ordnung folgt, welche die Aufgaben und Abläufe bestimmt. Das mag uns nicht gefallen, weil wir meinen, diese in unserer zivilisierten Gesellschaft überwunden zu haben, aber tatsächlich ordnet sich auch die menschliche Spezies in der Gruppe einer Hierarchie unter.

Die richtigere Frage wäre, wer von uns beiden ist der Anführer? Wer sich daraufhin freiwillig unter dem Pferd einordnet, ignoriert die Tatsache, dass das Pferd mit dem Zurechtkommen in unserer heutigen Umwelt überfordert wäre. Auch sein maßregelndes Verhalten als "Anführer" wäre für die menschliche Konstitution ungesund bis gefährlich. Mit der Position des Anführers übernehme ich die Verantwortung für die Sicherheit und das Wohlbefinden meiner Herde, also meines Pferdes.

 

Übung 4: Herausforderungen meistern

Pferde sind gesellige und intelligente Tiere, die Kontakt und Beschäftigung suchen. Sie mögen es prinzipiell, uns nahe zu sein, Neues zu entdecken und Aufgaben zu meistern. Sie vermeiden allerdings Aufgaben, die sie ängstigen und überfordern. Was wir also anleiten und fördern wollen, ist ein Dazulernen im Wohlfühlbereich. Wenn das Pferd entspannt ist und keine Angst hat, ist es offen und neugierig. Je mehr ich Präsenz ausstrahle und mich als souveränes Herdentier verhalte, desto größere Herausforderungen kann ich meinem Pferd als harmlos präsentieren, weil es mir vertraut. Diese Verbundenheit ist unser gemeinsames Ziel. Herausforderungen können sein: gemeinsam spazierengehen, souverän an "Gefahren" vorbeikommen, einen Spiele-Parcour meistern oder gemeinsam frei spielen.


was nehme ich mit?

 

Die Erkenntnis über mich:

Wie habe ich mich erlebt? Wie bin ich, wenn ich authentisch bin? Wie habe ich mich einlassen können? Habe ich eine Verbindung herstellen können? Wie hat das Pferd auf mich reagiert? Und wie habe ich mich dabei gefühlt? Was hat die Begegnung in mir verändert? Was von meinen Erkenntnissen kann ich annehmen und was nicht? Um welches Thema ging es in der Begegnung für mich? Was will ich weiterverfolgen?


was kostet es?

70 € pro Intervention von einer Stunde

Arbeitsutensilien werden gestellt,

festes Schuhwerk und wetterfeste, robuste Kleidung werden empfohlen

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